Der Roussillon - ein Reisebericht der anderen Art.....

Verleger gesucht!

Das Urlaubstagebuch meiner vielen Reisen ins Roussillon gibt auf rund 80 Seiten Stimmungen, Empfindungen, Geschichtchen und Erlebnisse aus der wenig bekannten Landschaft am Mittelmeer wieder.
Als Vorgeschmack auf dieses Urlaubsparadies und als Vorgeschmack auf das Reisetagebuch hier das erste Kapitel. 
Wenn Sie Fragen haben, neugierig sind auf mehr oder Tipps zum Verlegen haben nehmen Sie bitte Kontakt mit mir auf.

Le
Roussillon par cœur

Urlaub für die Sinne

Ein Reisetagebuch



Prolog

Wenn Sie einen Reiseführer suchen, der Ihnen Daten und Fakten bietet, genaue Kilometerangaben, historisch belegte Kalenderdaten, Straßennummerierungen und Höhenmeter, dann sollten Sie dieses Buch ins Regal zurücklegen.

Ich will etwas ganz anderes mitteilen, etwas, das nicht so greifbar ist, nicht im Internet abrufbar, nicht messbar.
Ich möchte Empfindungen und Stimmungen vermitteln, dieses Buch soll Ihnen Geräusche, Gerüche, gefühlte Temperaturen schildern und Lust darauf machen diese selber zu erleben.

In diesem Buch beschreibe ich den Roussillon, wie man seinen Liebsten beschreibt, sehr subjektiv und sehr emotional. Aber ich kenne diese Landschaft nun schon so lange, dass der Blick nicht mehr permanent durch die rosarote Brille fällt, aber subjektiv bleibt er immer, denn jeder erlebt seine eigene Welt.
Meine ist die der Natur und der Sinneswahrnehmungen, die diese großartige Landschaft bietet.

Ich schreibe über den Roussillon in der Absicht, dieses wenig beachtete Stückchen Frankreich bei uns mehr bekannt zu machen und in der Hoffnung, dass sich die Ursprünglichkeit und stellenweise Unberührtheit dadurch nicht ändert.

Widmung

Ich widme dieses Buch meinem Vater, dem ich nicht nur die Hälfte meines Daseins verdanke, sondern auch eine selbstverständliche Emanzipation und mein Selbstvertrauen. Außerdem ist er bei drei meiner Reisen durch den Roussillon ein begeisterter Begleiter gewesen. Danke.

30.04.

Ab Roquemaure wird die Ungeduld immer größer. Die champagner- und ockerfarbenen Häuser mit ihren flachen Ziegeldächern, die dicht gedrängt, verschachtelt an den Felsen hängen oder einzeln in Äcker und Weinfeldern verstreut liegen, prägen den Languedoc.

Der Midi von Frankreich, dort wo die Sonne zu Mittag steht, zeigt sich heute in strahlendem Blau, der Mistral schläft und die Zypressen wiegen sich nur sanft.

Ein Hinweisschild kündigt für 10 km den typischen Garrigue - Bewuchs an. Alles was stachelig ist, auf steinigem Boden wachsen kann und wunderbar duftet. Von Buchsbaum über Rosmarin und Santoline, bis hin zur Zistrose bildet die Vegetation einen undurchdringlichen, mannshohen Bewuchs, der dunkelgrün die Felshänge überzieht.
Wenn links der Mont St. Claire von Sète zu sehen ist, wird es zur Gewissheit, dass das Mittelmeer zum Greifen nah ist. Bezier, Narbonne, der Autobahnabzweig Richtung Carcassonne und Toulouse, wir betreten das Land der Katharer die Corbières bilden das letzte Hindernis auf der Reise in den Roussillon. Das Mittelgebirge, dessen karge, felsige Berge sich ohne System anhäufen, trennt heute die Ebene des Roussillon vom Languedoc. Früher verlief hier die umkämpfte Grenze zwischen Frankreich und dem Königreich von Aragon/Catalanien. Bis ins 15. Jahrhundert endete die Macht Frankreichs bei diesen schwer einnehmbaren Bergen, deren Wildheit und Unbezwingbarkeit auch die Katharer genutzt hatten um sich vor den Armeen des Papstes und der ihm getreuen Fürsten zu verstecken.


Die Autobahn windet sich über die steinigen Höhen. Ein touristischer Hinweis auf Fort Salse Le Chateau und ein Rastplatz in 8 km kündigt eine der größten Festungsanlagen des 15. Jahrhunderts an. 17000 Soldaten fanden dort Unterkunft. Weiden für Nutzvieh, Gärten, Vorratslager, Brunnen waren auch ausgelegt auf lange Belagerungen. Salse versperrte den schmalen Durchlass zwischen den Corbières und dem Etang. Hier sollte keine feindliche Armee eindringen können. Das mächtige Bollwerk, das ein paar Minuten später links neben der Autobahn in einer Senke auftaucht, wurde jedoch kurz nach der Fertigstellung und letzten Änderungen durch Vauban schon sinnlos, da es zu einem Zusammenschluss mit Frankreich kam und dort keine Grenze mehr zu bewachen war.



Heute fällt unser Blick nur flüchtig auf die trutzigen Mauern des Forts und wir nehmen uns vor, einmal während des Aufenthalts hierher zu fahren, zumindest um in der Kellerei die Weine zu verkosten und einen Spaziergang rund um die Anlage zu unternehmen.
Jetzt am Scheitelpunkt der Autobahn durch die Corbières, tauchen an der gegenüberliegenden Seite der Roussillonebene die Pyrenäen auf und unser Blick wandert ein wenig nach rechts auf der Suche nach dem Mont Canigou der mit fast 2800 m Höhe der bedeutendste Berg der Pyrénées – Oriental ist. Fast hätten wir ihn nicht entdeckt, als uns doch noch zwischen den Schleierwölkchen ein helleres Dreieck auffällt. Jetzt im Mai ist der Gipfel noch erstaunlich weit hinunter mit Schnee überzogen und während der wuchtige Berg sich blaugrau in der Farbe des Himmels auflöst, schwebt der weiße Gipfel zwischen den Wölkchen und wirkt der irdischen Welt enthoben. Der Legende nach hat Gott bei der Erschaffung der Welt mit drei Fingern die Grenzen des Mittelmeeres gekennzeichnet.

An den drei Punkten ließ er drei Berge entstehen, die das Meer begrenzen sollten. Einer davon war der Berg Ararat, der andere der Olymp und der dritte war der Canigou.
Links sehen wir die Silhouetten der Apartmenthäuser von Le Barcarès auf der Landzunge zwischen Etang und Mittelmeer wie Schachteln aufgetürmt.
Die nächste Ausfahrt, Perpignan-Nord wir entrichten die Maut und fahren Richtung Le Barcarès und Canet. Kleine Industriegebiete, der Riesensupermarkt Carrefour, Weinfelder und Brachland. Schilf säumt die genutzten Felder und schützt sie vor den beiden starken Winden, dem Tramontane und dem Vent marin. Heute bringt der letztere leicht feuchte Luft und Dunstschleier aufs Land.
Wir verlassen die Straße und biegen rechts auf die Richtung Torreilles, Ste. Marie, Canet ein. Am zweiten Kreisverkehr steht der Hinweis nach Torreilles-Plage und wir staunen über die vielen Verschönerungsarbeiten, die in der Zeit unserer Abwesenheit unternommen wurden. Fußwege, Blumenrabatten, neue Beleuchtung. Auch neue Ferienanlagen, deren kleine Häuschen noch etwas seelenlos wirken.
Wir freuen uns, dass das Village des sables bereits so gewachsen ist und auch keinen Raum für Ausbauten mehr lässt.
In der Rezeption werden wir wie alte Freunde begrüßt und wie schon früher erstaunt uns die ganz natürliche Unkompliziertheit der Mitarbeiterin. Wir erhalten die Schlüssel und die Magnetkarten für die Einfahrt und machen uns auf die Suche nach den versteckt liegenden Häuschen. Klein, einfach aber mit allem Notwendigen ausgestattet, mit einem kleinen Gärtchen in dem eine Palme und viele Oleander stehen, wartet eines davon auf uns. Alles scheint frisch renoviert, so als habe der Besitzer es gerade übernommen.
Wir packen unser Gepäck aus und gehen erst einmal zum Strand. Zwischen den in den Sand geduckten Bungalows hindurch, wobei wir die individuellen Gärtchen bewundern und uns am Ruf der Nachtigall erfreuen.

Weit weg von Autoverkehr und Lärm, nur Häuschen, Palmen, Zypressen, Mittagsblumen, Opuntien, Salzwiesen, Sand und dann das Meer......
Heute schäumend und wild an den Strand schlagend, denn der Vent marin treibt es gegen die Küste.
Das Meer im Osten, nördlich die Hotelanlagen von Le Barcarès, gerade noch zu erkennen und im Süden der unendlich scheinende Strand, der erst nach einem langgezogenen Bogen bei Collioure am Fuße der Pyrenäen endet.
Die Luft riecht mild nach Meerwasser und streicht weich über unsere Haut, der saubere helle Sand lädt zum barfuß laufen ein. Vive la cote catalane.